
Energiegemeinschaften: Die 5 größten Mythen
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Energiegemeinschaften gelten als Schlüsselbaustein der Energiewende: Bürger*innen, Unternehmen und Kommunen schließen sich zusammen, um gemeinsam erneuerbare Energie zu erzeugen, zu nutzen und zu teilen. Sie bieten nicht nur ökonomische Vorteile, sondern fördern auch Klimaschutz, Unabhängigkeit und Teilhabe.
Trotzdem ranken sich viele Missverständnisse um das Thema. In diesem Beitrag räumen wir mit den fünf größten Mythen rund um Energiegemeinschaften auf – und zeigen, warum sie für unsere Energiezukunft so wichtig sind.
Mythos 1: Energiegemeinschaften sind nur etwas für ländliche Gegenden
Fakt: Energiegemeinschaften funktionieren sowohl in Städten als auch auf dem Land – überall dort, wo Menschen gemeinsam Energie nutzen wollen.
Oft wird angenommen, dass Energiegemeinschaften nur in abgelegenen Regionen Sinn ergeben – fernab des öffentlichen Stromnetzes. Doch das Gegenteil ist der Fall: Gerade in städtischen Gebieten entstehen viele innovative Gemeinschaften, etwa durch gemeinsame Solaranlagen auf Mietshäusern, Beteiligungen an lokalen Windparks oder Quartierslösungen.
Dank intelligenter Netze und moderner Software können heute auch urbane Nachbarschaften oder Wohnblöcke von gemeinschaftlich erzeugtem Strom profitieren.
Mythos 2: Energiegemeinschaften lohnen sich nur für Reiche
Fakt: Energiegemeinschaften senken Energiekosten – und sind besonders dann wirksam, wenn alle mitmachen können.
Natürlich erfordert der Aufbau einer Energiegemeinschaft Investitionen, etwa in Solarpanels oder Speicher. Aber durch staatliche Förderungen, EU-Mittel und günstige Finanzierungsmodelle können sich auch Menschen mit mittlerem oder niedrigem Einkommen beteiligen.
Zudem gilt: In einer Gemeinschaft werden Kosten geteilt, und die Mitglieder profitieren gemeinsam von Einsparungen. Viele Modelle bieten flexible Beteiligungen, etwa mit geringen Einstiegskosten oder solidarischen Beiträgen.
So kann eine Energiegemeinschaft nicht nur ökologisch, sondern auch sozial gerecht sein.
Mythos 3: Energiegemeinschaften sind zu kompliziert für normale Bürger*innen
Fakt: Mit digitalen Tools und klaren Strukturen sind Energiegemeinschaften heute leicht zu organisieren.
Es stimmt: Energieerzeugung, -verteilung und -abrechnung klingen auf den ersten Blick komplex. Doch moderne Plattformen, Apps und Dienstleister machen die Organisation einfach und transparent. Die technische Verwaltung übernehmen oft spezialisierte Energiegenossenschaften oder Stadtwerke.
Entscheidend ist das Prinzip der Mitbestimmung: Energiegemeinschaften funktionieren demokratisch – die Mitglieder entscheiden gemeinsam, wählen Vertreter*innen und gestalten die Regeln mit. Wie in einer Wohnbaugenossenschaft oder einem Verein.
Komplex? Nein. Eher ein gelebtes Modell für aktive Teilhabe.
Mythos 4: Energiegemeinschaften haben keinen echten Einfluss auf den Klimaschutz
Fakt: Lokale Energieerzeugung ersetzt fossile Quellen – und verändert Bewusstsein und Verhalten.
Manche glauben, dass kleine, lokale Projekte wenig bewirken. Doch der Einfluss von Energiegemeinschaften ist nicht zu unterschätzen: Sie produzieren sauberen Strom vor Ort, verringern Netzverluste und motivieren zu einem bewussteren Umgang mit Energie.
Darüber hinaus erzeugen sie ein neues Energieverständnis: Wer Teil der Energiewende ist, identifiziert sich mit ihr. Studien zeigen, dass Beteiligung zu mehr Nachhaltigkeit im Alltag führt.
Klimaschutz beginnt eben nicht nur in der Politik – sondern vor der eigenen Haustür.
Mythos 5: Energiegemeinschaften sind ein kurzfristiger Hype
Fakt: Energiegemeinschaften sind fester Bestandteil der europäischen Energiezukunft – gesetzlich verankert und politisch gewollt.
In der EU sind Energiegemeinschaften gesetzlich anerkannt, unter anderem durch das „Clean Energy for All Europeans“-Paket. In vielen Ländern – darunter Deutschland, Österreich und die Niederlande – sind sie ein zentraler Bestandteil von Klimaschutzstrategien und Förderprogrammen.
Tausende aktive Energiegenossenschaften und Bürgerenergieprojekte beweisen: Das ist kein Trend, sondern ein Systemwechsel. Immer mehr Menschen wollen aktive Prosument*innen sein – also nicht nur Strom verbrauchen, sondern auch selbst erzeugen und gestalten.
Fazit
Energiegemeinschaften stehen für eine neue Art der Energieversorgung: lokal, erneuerbar, solidarisch. Sie geben den Menschen Mitbestimmung über ihre Energie, senken Kosten, fördern Klimaschutz – und stärken den sozialen Zusammenhalt.
Die fünf Mythen zeigen, wie sehr dieses zukunftsweisende Modell noch unterschätzt wird. Doch die Realität ist klar: Energiegemeinschaften sind vielseitig einsetzbar, wirtschaftlich sinnvoll und sozial inklusiv.
Ob auf dem Land oder in der Stadt, ob Eigenheim oder Mietwohnung – jede*r kann Teil einer Energiegemeinschaft werden oder eine gründen.